Chronik

FTH von 1907 - 2007

Ein Jubiläum gibt immer Anlass zurückzublicken, um den neuen Mitgliedern aber auch den Außenstehenden die Geschichte des Vereins näher zu bringen. Dies kann aber nur geschehn, wenn man entweder selbst dabei war, oder auf andere Quellen zurückgreifen kann. Da aus den Anfängen das Vereins keine Unterlagen mehr vorhanden sind, können nur die Aufzeichnungen aus der Festschrift zum 50jährigen und nach Neugründung die Ausführungen des Ehrenmitglieds Ernst Twesten, sowie aus eigenem Erleben in stark gekürzter Fassung wiedergegeben werden. Dabei wurde bewusst auf Aufzählungen von Teilnahmen an sportlichen, oder anderen Festveranstaltungen verzichtet.

100 Jahre "Freie Turnerschaft Hammersbeck" ist nur ein Abschnitt in der Vereinsgeschichte, bedeutet 100 Jahre freiwillige Arbeit im Dienste der

Turn -und Sportbewegung, persönlicher Opfer, Zeit und Geld seiner Funktionäre, bedeutet Treue und Idealismus seiner Mitglieder zur Pflege des Sports. 15 Mitglieder halten dem Verein seit mehr als 50 Jahre die Treue.

Um die Jahrhundertwende bestanden im hiesigen Gebiet Arbeiterturnvereine nur in Vegesack (von 1894) und in Burgdamm (von 1900). Alle anderen waren bürgerliche Turnvereine, die unter der freieren Verfassung der Hnasestadt Bremen ein wesentlich günstigeres Arbeitsfeld hatten. Aus dem AT Vegesack gingen 1906 die Unterabteilungen in Hammersbeck und Alt-Schönebeck hervor. Doch schon 1907 machte sich die Abteilung Hammersbeck selbstständig und gründete am 01. Juli mit 32 Mitgliedern die "Freie Turnerschaft Hammersbeck". Erster 1. Vorsitzender war Paul Henze.

 

Die Wurzeln des Vereins liegen naturgemäß beim damaligen Arbeiter-Turn-und Sportbund, kurz Atus und für das erste Vierteljahrhundert war es ein steiniger Weg für einen Arbeiter-Turnverein: Staatliche Unterstützung wurde nicht gewährt, Turnhallen und Sportplätze wurden dem Verein verweigert. Lehren war die Tätigkeit in Arbeiterturnvereinen untersagt und z.B. Lehrlinge durften nur mit Zustimmung des Lehrherren Mitglied werden. 1908 wurde der Atus nach dem Vereinsgesetz von 1834 zu politischen Bewegung erklärt.

Vereinslokal und Sportstätte - eine Wiese - war Heitmanns Sommergarten (van Ingen) in Blumenthal, etwa dort wo heute der Wendeplatz der Scheringer Str. liegt. Trotz der Schwierigkeiten nahm der Verein einen bemerkenswerten Aufschwung. 1909 wurde eine Turnerinnen-Abteilung gegründet und es gehörte damals Mut dazu, als junges Mädchen, oder Hausfrau einem Arbeiterturnverein beizutreten. 1910 kam ein Trommler- und Pfeiferkorps dazu.

 

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 zerstörte dann alles, was bis dahin mühsam aufgebaut worden war. Zwei Jahre später wurde der Turnbetrieb in Deutschland gößenteils stillgelegt. Wie viele andere Vereine hielt die FTH aber weiterhin mit einer kleinen Abteilung ihren Betrieb aufrecht. Nach Kriegsende begann bald wieder ein großer Aufschwung. 1924 stand der Verein in voller Blüte da. Etliche Großveranstaltungen werden in den Aufzeichnungen Paul Henzes erwähnt. In diesem Jahr wurde auch eine Mandolin-Abteilung gegründet, die sich einige Jahre später dem heutigen Touristenverein "Die Naturfreunde" anschloss.

Als 1929 Heitmanns Sommergarten abbrannte, mag das im Nachhinein als Vorbote für neue schlechte Zeiten gesehen werden können. Wertvolles Vereinsmaterial war dabei verloren gegangen.

1930 wurde die Aumunder Schillerturnhalle fertig gestellt und der Verein konnte dort einen Übungsabend belegen. Der Zweite fand im Gewerkschaftshaus statt, das auch als Vereinslokal gewählt wurde.

Das 25jährige Jubiläum 1932 konnte jedenfalls wegen der politischen Hochspannung anlässlich der bevorstehenden Reichtagswahl nur in kleinem Rahmen durchgeführt werden.

Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde im Zuge der Neuordnung am 01. Juli 1933 die FTH aufgelöst. Das Vermögen und sämtliche Geräte wurden beschlagnahmt und die Mitglieder anderen Vereinen zugeteilt. Wichtige Utensilien und die neue Fahne wurden vom damaligen 1. Vorsitzenden Christian Früchtenicht versteckt.

Die FTH war zwar verboten, tot war sie aber nicht! Weltkriege, Umsturzversuche und Vereinsverbot haben es nicht vermocht, die Lebensfähigkeit des Vereins zu zerstören; denn die Stille Verbundenheit hielt den ehemaligen Mitglieder über die Jahre zusammen.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass nach dem 2. Weltkrieg der Gedanke auftauchte, die "Freie Turnerschaft Hammersbeck" neu entstehen zu lassen. Es dauerte jedoch noch einige Zeit, bis sich die Verhältnisse normalisierten und einige alte Funktionäre, allen voran Fritz Hanebutt versuchen konnte, das Vereinsschiff wieder flott zu machen.

Um keinen Anstoß wegen des Namens zu erregen, wurde am 26. März 1949 die "Turn -und Sportgemeinschaft Hammersbeck" gegründet. Nun unter dem Dach des DTB und unter dem Zeichen der 4F. Doch das Motto der Arbeitssportler: "Frisch, Frei, Stark, Treu" ist immernoch" in der Vereinsfahne enthalten.

Regie führte 1949 der alte und nun wieder neue 1. Vorsitzende Christian Früchtenicht. Nach der Genehmigung durch die Militärregierung begannen wieder die Schwirigkeiten, denn es waren keine Turnhalle, kein Sportplatz und keine Geräte für den Verein vorhanden. Doch mit Beharrlichkeit und Idealismus wurde auch diese Klippe gemeistert.

1950 beschloss die Mitgliederversammlung den alten Vereinsnamen wieder anzunehmen.

Im Einvernehmen mit dem Blumenthaler Sportverein fand der Sportbetrieb in der kleinen Halle und auf dem Sportplatz am Forsthaus statt. Heute ist dort der neue Teil des "Klinikum Nord" angesiedelt. Später konnte der Turnbetrieb durch das Entgegenkommen der SAV wieder an einem Abend in der Woche in der Schillerturnhalle durchgeführt werden.

Turnen, Leichtathletik, Handball, Faustball, Korbball und Wandern wurden eifrig betrieben. Sprunggruben wurden selbts angelegt. Das erste Vereinsturnfest wurde 1949 zusammen mit dem Blumenthaler Turnverein durchgeführt. 1952 kam auf Betreiben von Günther Oldewage auch noch Tischtennis dazu

Höhepunkte im Vereinsleben nach dem Krieg waren anfangs Bustouren in die nähere und weitere Umgebung einschließlich Ausland, Abendveranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauern, mit sportlichen Vorführungen bei Scheinwerferbeleuchtung auf dem Forsthausplatz - Röcke für die Tanzvorführungen der Mädchen wurden dazu aus Krepppapier genäht und Himmelfahrtswanderungen mit allen Abteilungen zu den Eggestedter Kiesbergen. Gesellige Veranstaltungen standen natürlich immer auf dem Programm.

Als Brücke zwischen Vorstand und Mitglieden wurde 1956 die Herausgabe einer Vereinszeitung beschlossen. Sie wurde anfangs noch auf Matritze geschrieben und jedes Blatt einzeln abgezogen. Im gleichen Jahr zog die TT-Abteilung zum Training in den Saal des Gewerkschaftshauses um.

Im Jubiläumsjahr 1957 erhielt der Verein eine besonderes Geschenk: Die Turnhalle "Auf dem Flintacker" wurde eingeweiht und der Verein konnte endlich an einer Stätte seine Übungsstunden durchführen. Die kleine ungeheizte Halle am Forsthaus wurde nur noch sporadisch genutzt. Der Neuanfang "Auf dem Flintacker" war schwierig, hat sich dann aber durch "Mund-zu-Mund"-Propaganda schnell positiv entwickelt. Das 50jährige Jubiläum wurde noch am Forsthaus mit einem großen Festumzug unter großer Beteiligung benachbarter und befreundeter Vereine gebührend gefeiert.

Das alte Hammersbecker Lied: "In Hammersbeck liegt ein Sportplatz" passte dann endlich 1961, als die Sportplätze am "Kifkenbruch" eingeweiht wurden. Trotz des neuen Rasenplatzes, auf dem das Handballspielen Spaß machte, wurde dem "Acker" und der schönen Umgebung am Forsthaus noch lange nachgetrauert.

Ende der 60er, Anfang der 70er wurde Handball mehr und mehr auf Kleinfeld und zunehmend in der Halle gespielt. Die FTH konnte hierfür einen Abend in der Kerschensteiner Halle gewinnen. 1977 wurde die Großturnhalle "Lerchenstraße" an die ballspielenden Vereine übergeben, und so konnte die Zahl der Trainingsstunden für die Handballer nahezu verdreifacht werden.

Handball-und Tischtennisturniere waren zusammen mit dem alljährlich durchgeführten Sportfest, sowie dem Vereinsball die Höhepunkte im Verein. Die Sportfeste wurden im ersten Versuch auf dem Sportplatz und danach auf der Schulhof-Anlage durchgeführt, doch erst mit einer "Trimming"-Veranstaltung begann 1984 die neue Art als Sport- und Spielefest mit immer großer Beteiligung und später unter Einbeziehung des Spielplatzhauses zu dem Höhepunkt im Verein zu werden.

1986 schlossen sich die Handball-Abteilungen der FTH und der SAV zur Spielgemeinschaft HVH zusammen, da beide im Bereich der Jugend nur unzureichend besetzt waren. Dieser Zusammenschluss hat bis heute Bestand. Im gleichen Jahr wurde eine Volleyballgruppe in den Verein aufgenommen, die nur aus Spaß am Spiel zusammenkommt.

Zusammen mit dem SPD-Ortsverein konnte der Verein durch Engagement des damaligen 1. Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden Klaus Zitzmann das Spielplatzhaus an der Apoldaer Str. in Eigenregie übernehmen. So hat der Verein nach mehr als 80 Jahren als Krönung auch ein Vereinsheim in schöner Umgebung, das es zu erhalten gilt. Genutzt wird das Haus tagsüber von Kinder- und Seniorengruppen.

Heute verteilen sich 520 Mitglieder auf die Abteilungen Turnen - mit einer Leistungsriege im Geräteturnen für Mädchen-, Handball, Tischtennis, Volleyball und Leichtathletik (in der LG Br.-Nord).

In den letzten Jahren ist die Gesundheit zunehmend mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Dem versucht der Verein auf verschiedene Art gerecht zu werden und seine Angebote dem jeweiligen Trend nach Möglichkeit und Hallenzeiten anzupassen. Was als Pilotprojekt des LSB mit Turnstunden im Kindergarten vor einigen Jahren begann, ist seitdem fester Bestandteil im Engagement des Vereins, ebenso Stunden zur Förderung von Kindern mit Schwächen in der Motorik. Zu den weiteren Angeboten gehören seit drei Jahren als Gruppe "Nordic Walking" und seit neustem "Videoclip-Dancing" für Mädchen, sowie Kurse zur Entspannung, oder Rückenschule für Kinder, Bewegung und Entspannung für Frauen.

Zum Abschluss dieser Chronik sei allen Funktionären für ihren Idealismus und ihre opferbereite Tätfigkeit gedankt. Möge es der FTH gelingen, auch in Zukunft unabhängig und wie bisher immer auch sportlich und finanziell erfolgreich zu bestehen.

Rolf George

 

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